Die Dinge des Lebens
Im antiken Rom waren Thermen wichtige soziale Treffpunkte. Sie waren Orte wohligen Freizeitvergnügens, des Genusses, der Körperpflege und sogar der Bildung.balnea, vina, Venus corrumpunt corpora nostra, sed vitam faciunt: balnea, vina, Venus
Er wusste das Leben zu genießen, der Bürger Roms, auf dessen Grab sich diese Inschrift findet. "Die Bäder, die Weine, die Liebe, sie ruinieren zwar den Körper, sind aber auch das Leben, die Bäder, die Weine, die Liebe." Ebenso empfanden Hunderttausende seiner Zeitgenossen, zur römischen Kaiserzeit, etwa zwischen dem 2. Jahrhundert v. Chr. und dem 1. Jahrhundert n. Chr., als das römische Badewesen seine Blütezeit erlebte.
Alle neun Tage
Über die Körperkultur ihrer Ahnen rümpften die "Wasserratten" jener Zeit nur die Nasen: Vor Entstehung großer Badeanstalten, am Ende des 3. Jahrhunderts v. Chr., zählte Baden nicht zu den Lieblingsbeschäftigungen der römischen Bürger. Lediglich alle neun Tage, an Markttagen oder zu speziellen Anlässen, wurde der ganze Körper einer gründlichen Reinigung unterzogen.
Kaum hundert Jahre später war von dieser ablehnenden Haltung dem Baden gegenüber nichts mehr zu spüren: Zahlreiche kleinere, private Badeanstalten wie auch große, prachtvoll gestaltete und der Öffentlichkeit zugängliche Thermen entstanden. Bis zum Untergang des römischen Imperiums zählte man 926 öffentliche Bäder und elf große kaiserliche Thermen.
Flucht aus der Wohnung
Die zunehmende Popularität des inzwischen alltäglichen Vergnügens hatte verschiedene Gründe: Zu dieser Zeit wuchs die Bevölkerungszahl Roms stetig, viele suchten nach Möglichkeiten der Flucht aus armseligen, beengten Wohnverhältnissen. Zudem wurden Waschen und Baden als gesundheitsfördernd angesehen. Der wichtigste Grund aber war der soziale Aspekt des gemeinsamen Bades aller Schichten.
Der Betrag, der für das Vergnügen bezahlt werden musste, war meist so gering, dass auch weniger wohlhabende Bürger sich den Besuch in den Thermen leisten konnten. Dass immer öfter Politiker und reiche Römer Bäder stifteten, bewirkte außerdem nicht nur eine wachsende Beliebtheit des Badens - und der Sponsoren -, sondern auch den Bau sich in ihrer Größe und Pracht stets übertreffender neuer Badeanstalten.
Vom Apodyterium ins Tepidarium
Die Grundausstattung der Bäder - ob nun einfaches Balnea publica oder die großen, luxuriösen Kaiserthermen Agrippas, Neros oder Trajans - war stets die gleiche: Zuerst kam der Besucher ins Apodyterium, den Auskleideraum, von dem aus er ins Tepidarium, einen Raum mit milder Hitze gelangte. Dem folgte das Heißbad Caldarium und das Dampf- oder Schwitzbad Laconicum. Kühle Erfrischung lieferte schließlich das Frigidarium, der größte und am reichsten verzierte Raum der Therme.

Reste römischer Thermen sind überall in Europa zu finden. In der englischen Stadt Bath gibt es die am besten erhaltenen Exemplare.
Unsittliche Ausnahmen
In seiner Blütezeit erlangte das römische Badewesen außerordentliche Bedeutung als Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens und als alltägliches Ritual - zwischen Mittagspause und Hauptmahlzeit war Badezeit. Doch Waschen und Baden galten nicht mehr nur als notwendig zur Pflege des Körpers, sondern dienten fast ausschließlich vergnüglicher Freizeitgestaltung. Speziell für die römischen Männer: Während Frauen getrennt von ihnen badeten - gemeinsames Baden galt zu jener Zeit als unsittlich -, hatten "leichte Mädchen" freien Zugang, um ihre Dienste anzubieten. So fanden sie sich in der Therme zusammen, die wichtigen Dinge des Lebens: die Bäder, die Weine, die Liebe.
Ulrike Wolf (aktualisiert 04.01.2012)
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Der Thermenbau...
war kein leichtes Unterfangen. Kleine Badestuben konnte man noch leicht in die Stadtstruktur integrieren, große Thermen bereiteten hingegen einige Probleme. Bauplatz war knapp, im Zentrum oder in bevorzugten Stadtlagen kaum zu bekommen. Da die Badeanstalten günstig liegen und dazu repräsentativ wirken sollten, wurden neue Gebäude in jede freie Lücke hineingequetscht.
Zum Platzproblem gesellte sich ein zweites: Wie an Wasser kommen? Mit Hilfe vieler riesiger Aquädukte gelang es findigen Ingenieuren, Wasser im Überfluss nach Rom zu leiten. Ausgeklügelte Zentralheizungen versorgten die Bäder mit heißer Luft.
Die so genannten Hypokausten heizten die Räume von unten. Der Boden der Therme wurde auf Stützen aus Backsteinen gebaut, so dass ein Hohlraum darunter entstand. Tonröhren und Luftkanäle leiteten die heiße Luft, die in einem zentralen Ofen erzeugt wurde, in die Räume.
war kein leichtes Unterfangen. Kleine Badestuben konnte man noch leicht in die Stadtstruktur integrieren, große Thermen bereiteten hingegen einige Probleme. Bauplatz war knapp, im Zentrum oder in bevorzugten Stadtlagen kaum zu bekommen. Da die Badeanstalten günstig liegen und dazu repräsentativ wirken sollten, wurden neue Gebäude in jede freie Lücke hineingequetscht.
Zum Platzproblem gesellte sich ein zweites: Wie an Wasser kommen? Mit Hilfe vieler riesiger Aquädukte gelang es findigen Ingenieuren, Wasser im Überfluss nach Rom zu leiten. Ausgeklügelte Zentralheizungen versorgten die Bäder mit heißer Luft.
Die so genannten Hypokausten heizten die Räume von unten. Der Boden der Therme wurde auf Stützen aus Backsteinen gebaut, so dass ein Hohlraum darunter entstand. Tonröhren und Luftkanäle leiteten die heiße Luft, die in einem zentralen Ofen erzeugt wurde, in die Räume.
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Die Thermen des Agrippa
Marcus Vipsanius Agrippa (63 v. Chr. bis 12 v. Chr.), römischer Feldherr und Politiker, errichtete auf dem Marsfeld in Rom die erste große Thermenanlage. Im Jahr 25 v. Chr. wurde mit dem Bau des Badehauses begonnen, etwa sechs Jahre später öffneten sich die Tore für Besucher.
Aggrippas Thermen unterschieden sich sowohl in der Bauweise als auch in der Funktion erheblich von den bis dahin üblichen Bädern, von denen es damals bereits 170 allein in Rom gab. Neu war der überkuppelte Zentralbau und neu waren auch die erweiterten Angebote: Besucher konnten nicht nur die Bäder nutzen, sie hatten zudem die Möglichkeit, zu ringen, zu turnen und andere Sportarten zu betreiben. Außerdem gab es Räume für Gespräche und sogar Räume für den Unterricht.
Zwischen den vielen möglichen Aktivitäten ging es natürlich auch ins heilende Wasser: Neben Warmwasserbädern gab es in den Thermen ein großes Freiluftbadebecken (natatio). Um immer mit genügend Wasser versorgt zu sein, ließ Agrippa sogar eine eigene Wasserleitung errichten, die Aqua Virgo. Das gebrauchte Wasser der Bäder wurde in den Tiber geleitet. In seinem Testament legte Agrippa die kostenlose Nutzung der Thermen fest.
Marcus Vipsanius Agrippa (63 v. Chr. bis 12 v. Chr.), römischer Feldherr und Politiker, errichtete auf dem Marsfeld in Rom die erste große Thermenanlage. Im Jahr 25 v. Chr. wurde mit dem Bau des Badehauses begonnen, etwa sechs Jahre später öffneten sich die Tore für Besucher.
Aggrippas Thermen unterschieden sich sowohl in der Bauweise als auch in der Funktion erheblich von den bis dahin üblichen Bädern, von denen es damals bereits 170 allein in Rom gab. Neu war der überkuppelte Zentralbau und neu waren auch die erweiterten Angebote: Besucher konnten nicht nur die Bäder nutzen, sie hatten zudem die Möglichkeit, zu ringen, zu turnen und andere Sportarten zu betreiben. Außerdem gab es Räume für Gespräche und sogar Räume für den Unterricht.
Zwischen den vielen möglichen Aktivitäten ging es natürlich auch ins heilende Wasser: Neben Warmwasserbädern gab es in den Thermen ein großes Freiluftbadebecken (natatio). Um immer mit genügend Wasser versorgt zu sein, ließ Agrippa sogar eine eigene Wasserleitung errichten, die Aqua Virgo. Das gebrauchte Wasser der Bäder wurde in den Tiber geleitet. In seinem Testament legte Agrippa die kostenlose Nutzung der Thermen fest.